LISA PALMES * POLONISTIN * ÜBERSETZERIN POLNISCHER LITERATUR 

LISA PALMES

Polonistin und Germanistin
Übersetzerin polnischer Literatur


Tel.: +49-(0)30-4509 0229
Tel. mobil: +49-(0)178-13 75 699

E-Mail: palmes@lisapalmes.de



Joanna Bator:
Bitternis


Kalina Serce, jüngster Spross einer Frauendynastie, Erforscherin einer düsteren Familiengeschichte, betritt eine Villa, die lange Zeit unbewohnt war. Sie tastet nach dem Ebonit-Schalter aus der Vorkriegszeit, um Licht zu machen – eine Ankunft im Unvertrauten.
Mit diesem Haus, der früheren Pension Glück im schlesischen Langwaltersdorf, hat es seine eigene Bewandtnis. Hier traf sich Kalinas Urgroßmutter Berta mit ihrem Geliebten. Berta träumt von einer Flucht mit ihm nach Prag, die der Vater verhindert. Der Hass auf ihn wird so groß, dass sie zu einer ungeheuren Tat schreitet.

Joanna Bators neuer Roman erzählt von weiblichen Lebensentwürfen. Und wie sie scheitern. Im drängenden, sarkastischen, an Elfriede Jelinek erinnernden Ton entfaltet sich das Drama der zornigen Frauen, die ihr Geheimnis durch die Generationen weitergegeben haben. Krieg, Gewalt und privates Unglück haben die Angst und Bitternis hervorgebracht, aus deren Bannkreis erst die Jüngste, Kalina, heraustritt, indem sie davon erzählt. Mit Macht fordert sie das Glück ein, das den Frauen ihrer Familie versagt war.

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Olga Tokarczuk:
Empusion. Eine natur(un)heilkundliche Schauergeschichte

Gemeinsame Übersetzung mit Lothar Quinkenstein


September 1913, Görbersdorf in Niederschlesien. Inmitten von Bergen steht seit einem halben Jahrhundert das erste Sanatorium für Lungenkrankheiten. Mieczysław Wojnicz, Ingenieurstudent aus Lemberg, hofft, dass eine neuartige Behandlung und die kristallklare Luft des Kurorts seine Krankheit aufhalten, wenn nicht gar heilen werden. Die Diagnose allerdings gibt nur wenig Anlass zur Hoffnung: Schwindsucht. Mieczysław steigt in einem Gästehaus für Männer ab. Kranke aus ganz Europa versammeln sich dort, und wie auf Thomas Manns Zauberberg diskutieren und philosophieren sie unermüdlich miteinander – mit Vorliebe bei einem Gläschen Likör mit dem klingenden Namen »Schwärmerei«. Drängende Fragen treiben die Herren um: Wird es Krieg geben in Europa? Welche Staatsform ist die beste? Aber auch vermeintlich weniger drängende: Ob Dämonen existieren zum Beispiel oder ob man einem Text anmerkt, wer ihn verfasst hat – eine Frau oder ein Mann? Und mit der »Frauenfrage« befasst sich diese Herrenriege besonders gern. Auch bietet die kleine Welt von Görbersdorf reichlich Gesprächsstoff: Am Tag nach Mieczysławs Ankunft hat die Frau des Pensionswirts Selbstmord begangen. Überhaupt komme es häufig zu mysteriösen Todesfällen in den Bergen ringsum, heißt es. Was Mieczysław nicht weiß: Dunkle Mächte haben es auch auf ihn abgesehen.

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Olga Tokarczuk:
Anna In. Eine Reise zu den Katakomben der Welt

Neuübersetzung


Inanna, oder AnnaIn, Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Mondes, aber auch des Krieges, herrscht über das sumerische Uruk – ein mythischer, lichter Ort, wo Fahrstühle auch nach links und rechts fahren und Gärten vom Himmel hängen, ein Ort, der eher in der nahen Zukunft als in einer fernen Vergangenheit zu liegen scheint. AnnaIn ist schön, jung, verführerisch, aber auch ungestüm, unstet und machtbewusst. Eines Tages ruft ihre Zwillingsschwester, die Herrscherin der Unterwelt, sie zu sich. Und AnnaIn steigt hinab, in die Katakomben, ins dunkle Reich des Todes. Niemand ist je von dort zurückgekehrt. Welches Opfer wird AnnaIn bringen müssen, um wieder hinaufzusteigen zu den Lebenden?
Olga Tokarczuk erzählt in Anna In einen 4000 Jahre alten Mythos auf einzigartige Weise neu. Mit viel Ironie und einer großen Portion Respektlosigkeit verbindet sie das Hohe und Erhabene mit dem Profanen, Allgemeinmenschlichen – und holt den altehrwürdigen Mythos so in unsere Gegenwart.

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Olga Tokarczuk:
Übungen im Fremdsein. Essays und Reden

Gemeinsame Übersetzung mit Bernhard Hartmann und Lothar Quinkenstein


In diesen Essays und Reden zeichnet Olga Tokarczuk eine Karte ihrer vielfältigen Interessen und Inspirationen und gewährt uns Einblick in ihr schriftstellerisches Laboratorium. Wie baut sie ihre Geschichten auf? Welcher realistischen und phantastischen Motive bedient sie sich? Wie konstruiert sie ihre Figuren, die so unterschiedliche Gefühle bei den Lesern wecken? Jede dieser essayistischen Exkursionen zeigt uns aber auch ihr Bemühen, die Welt in ihrer unendlichen Komplexität zu begreifen und vermeintlich alltäglichen Dingen einen neuen Sinn zu verleihen. Und so ist dieses Buch eine Einladung, hinter die Kulissen des Werks der Literaturnobelpreisträgerin zu schauen, und zugleich eine große, faszinierende Erzählung über die Welt, in der wir leben.

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Kaja Malanowska:
Nebeltage


Ein düsterer Kriminalfall – so undurchdringlich wie der Nebel im winterlichen Warschau

Die junge Zofia Wagner wird ermordet in ihrer Warschauer Wohnung aufgefunden. Für Freunde und Nachbarn ist die Tat völlig unerklärlich, führte Zofia doch ein unauffälliges Leben. Auf den zweiten Blick tun sich jedoch ungeahnte Abgründe auf – und fast jeder aus Zofias Umfeld gerät unter Verdacht: ihr Ex-Freund, ihre tschetschenische Putzfrau, ihr ehemaliger Verlobter. Kommissar Marcin Sawicki, ein Macho alter Schule, und seine ehrgeizige neue Kollegin Ada Rochniewicz übernehmen die Ermittlung. Doch Doch sämtliche Spuren verlieren sich im Nebel …

»Ein hervorragender Kriminalroman, maßgefertigt für die heutige Zeit.« Olga Tokarczuk, Literaturnobelpreisträgerin

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Olga Tokarczuk:
Der liebevolle Erzähler. Vorlesung zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur.


Der Nobelpreis für Literatur wurde Olga Tokarczuk für ihre »erzählerische Vorstellungskraft« verliehen, die »mit einer enzyklopädischen Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform symbolisiert«, wie die Schwedische Akademie im Oktober 2019 verkündete.
Die Autorin selbst erfuhr »unter den seltsamsten Umständen« von ihrer Würdigung: auf der Autobahn zwischen Potsdam und Bielefeld, irgendwo im »Dazwischen, an einem namenlosen Ort«. Sie könne sich keine bessere Metapher für die Welt, in der wir leben, vorstellen, sagt die Preisträgerin: »Ich frage mich oft, ob es überhaupt noch möglich ist, die Welt zu beschreiben, oder ob wir ihrer zunehmend verflüssigten Gestalt nicht hilflos gegenüberstehen, der Auflösung fester Bezugspunkte und Werte.«

Das Buch enthält Olga Tokarczuks Anfang dieses Jahres bereits auf Polnisch erschienenen Essay »Wie Übersetzer die Welt retten« und eine Chronologie der Ereignisse seit dem 10. Oktober 2019.

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Olga Tokarczuk:
Die Jakobsbücher

Gemeinsame Übersetzung mit Lothar Quinkenstein


Den einen galt er als Weiser und Messias, den anderen als Scharlatan und Ketzer. Eine der bedeutendsten Figuren des 18. Jahrhunderts ist er allemal: Jakob Frank, 1726 im polnischen Korolówka geboren, 1791 in Offenbach am Main gestorben. Als Anführer einer mystischen Bewegung, der Frankisten, war Jakob fest entschlossen, sein Volk, die Juden Osteuropas, endlich für die Moderne zu öffnen; zeit seines Lebens setzte er sich für ihre Rechte ein, für Freiheit, Gleichheit, Emanzipation. Tausende Anhänger scharte Jakob um sich, tausende Feinde machte er sich. Und sie alle, Bewunderer wie Gegner, erzählen hier die schier unglaubliche Lebensgeschichte dieses Grenzgängers, den es weder bei einer Religion noch je lange an einem Ort hielt. Es entsteht das schillernde Porträt einer kontroversen historischen Figur und das Panorama einer krisenhaften Welt an der Schwelle zur Moderne. Zugleich aber ist Olga Tokarczuks ebenso metaphysischer wie lebenspraller Roman ein Buch ganz für unsere Zeit, stellt es doch die Frage danach, wie wir uns die Welt als eine gerechte vorstellen können – ein Buch, das Grenzen überschreitet.

Zum Hintergrund des Romans und der Übersetzung:
Das Toledo-Arbeitsjournal


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1. Dezember 2019
Riesengebirgspreis für Literatur für Filip Springer
Sonderpreis für Lisa Palmes

mehr Informationen hier
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Filip Springer:
Kupferberg. Der verschwundene Ort


"Wie kann ein Dorf einfach verschwinden?" - mit archäologischer Präzision ergründet Filip Springer die Geheimnisse der ehemaligen Bergbau-Stadt Kupferberg in Niederschlesien.

1311 wird der Ort in Polen erstmals erwähnt. Heute existiert Kupferberg nicht mehr. Nur eine Bierflasche und ein Porzellanverschluss sind übrig, als sich Filip Springer mit archäologischer Präzision daranmacht, die Geheimisse der verschwundenen Stadt zu ergründen. Der Bergbau lässt das Dorf in idyllischer Lage wachsen. Keiner der vielen Kriege bis zum Zweiten Weltkrieg kann ihm etwas anhaben. Danach wird aus Kupferberg Miedzianka, eine Stadt, die wiederaufgebaut und zu einem Zentrum des Abbaus von Uran wird. Bis der Untergrund durchlöchert ist und man dort nicht mehr leben kann … Filip Springer zeichnet die Geschichte eines langsamen Untergangs nach.
Eine Chronik spannend wie ein Roman.

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Dominika Herbst (Hg.), Magdalena Marszałek (Hg.):
Testimoniale Strategien. Vom Dokumentarismus zwischen den Weltkriegen hin zu medialen Assemblagen der Gegenwart

Mitübersetzung der Beiträge


Die Zeugenschaft gilt als ein vielschichtiges kulturelles Phänomen, das nicht nur eine unverzichtbare Grundlage jeglicher glaubwürdigen Kommunikation bildet, in religiösen, juridischen sowie wissenschaftlichen Kontexten eine wesentliche Rolle spielt, sondern auch posttraumatische Erinnerungskulturen fundiert. Der Band schließt an aktuelle Diskussionen der Zeugenschaft an, die das Zeugnis und den Zeugen in verschiedenen kulturellen Zusammenhängen denken sowie das ethisch-memoriale Paradigma des Bezeugens, das sich in den intellektuellen Auseinandersetzungen mit der Katastrophe der Shoah herausgebildet hat, für weitere historische sowie gegenwärtige gesellschaftliche und politische Kontexte öffnen. Das Augenmerk liegt auf der Zwischenkriegszeit sowie den beiden Weltkriegen als historische Schwellen, die nicht nur jeweils ein explosionsartiges Auftreten von Zeugenberichten zur Folge hatten, sondern auch das Verständnis der Zeugenschaft sowie ihrer Formen und Medien neu definierten. Ist die Zeugenschaft selbst ein uraltes Phänomen, so ist ein testimoniales Bewusstsein literarischer bzw. künstlerischer Praktiken vor allem eine Konsequenz der katastrophalen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Der Band befragt testimoniale Strategien der Literatur und Kunst vom Dokumentarismus der Zwischenkriegszeit (vor allem in der Reportage) hin zu Möglichkeiten des Bezeugens in den Mensch-Maschine-Konstellationen der Gegenwart. Zugleich präsentiert er polnische Literatur, Kunst und theoretische Reflexion der Zeugenschaft in komparatistischen Zusammenhängen. Dazu gehören sowohl eine Wiederentdeckung der frühen Abhandlung über die Zeugnisse des Großen Kriegs von Jean Norton Cru in der vergessenen deutschen Übersetzung von 1932 als auch eine deutsche Erstübersetzung eines Fragments über Zeugnis und Erfahrung der Philosophin Barbara Skarga.

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Gruppe Buchbund (Hg.): PeriGraphien

Die Publikation zur Reihe PeriGraphien:

Mehrsprachigkeit und eine Vielfalt der Identitätsfacetten gelten als Maßstab für ein europäisches Denken. Eine Kultur, die von ebendiesen Phänomenen geprägt war, hatte sich in einzigartiger Weise in den Landschaften Mitteleuropas herausgebildet, die durch den Zweiten Weltkrieg und die Shoah verwüstet wurden und nach 1945 – im Einflussbereich der Sowjetunion – tiefgreifende gedächtnispolitische Deformationen erlebten.

Die drei Gespräche der Reihe PeriGraphien widmeten sich Debora Vogel (1900-1942), Itzik Manger (1901-1969) und Arnold Slucki (1920-1972). Leben und Werk dieser Schriftsteller öffnen den Blick für die Bedeutung der jüdischen Kultur, die „das wesentliche kosmopolitische und integrative Element Zentraleuropas“ darstellte (Milan Kundera) und sich vor allem durch ein „Ethos der Translation“ auszeichnete (Armin Eidherr).

Erhältlich im buch|bund.


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Gruppe Buchbund (Hg.) / Esther Kinsky: Polnisch Poetisch

Die Publikation zur Reihe Polnisch Poetisch:
Die Schriftstellerin und Übersetzerin Esther Kinsky lud 6 polnische LyrikerInnen zum Gespräch über ihre Werke, den Schaffensprozess und ihre Übersetzungsarbeit. Dabei wurde ein detailliertes Bild der gegenwärtigen polnischen Lyrikszene, ihrer Richtungen und Ausprägungen sowie ihrer spannendsten Erscheinungen gezeichnet.
Zu den Gästen zählten: Jacek Gutorow, Marta Podgórnik, Dariusz Sośnicki, Jakobe Mansztajn, Katarzyna Fetlińska und Adam Wiedemann.
Die Anthologie enthält die Aufzeichnungen der Gespräche sowie ausgewählte Gedichte in Kinskys Übersetzung.

Zur Rezension in „Kultura extra“













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Unsere Gesprächsreihen wurden konzipiert in Zusammenarbeit mit:





Mit freundlicher Unterstützung von:





Medienpartnerschaft:







Res Polonica

Rückblick


10. Gespräch - 7. Dezember 2017:
Anna Wiatr: Betrojerinki
Um eine polnische Pflegerin in Deutschland zu werden, braucht man keine Qualifikationen. Man muss einfach nur loslegen. Was man in Deutschland braucht, sind Geduld, die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, und ein Laptop mit Skype. Nach zwei Monaten kann man dann um die 10.000 Złoty mit nach Hause nehmen und – vielleicht – die Frage, was einen noch in Polen hält.
Wer sich aber kaum vorstellen kann, sieben Tage die Woche, 22 Stunden am Tag für alte kranke Menschen auf Abruf stehen zu müssen, der sollte diese Reportage lesen.
Betrojerinki [Betreuerinnen] ist nicht bloß eine Geschichte über die Arbeit, die Tausende Polinnen im Auftrag ihrer westlichen Nachbarn verrichten, sondern auch eine Geschichte über den polnischen Staat, der ihnen kein Leben in Würde garantieren kann.“

Anna Wiatr - Soziologin, Journalistin und Bloggerin. Absolventin der Universität Wrocław, Doktor der Geisteswissenschaften, Spezialistin für Biografieforschung. In ihrer Doktorarbeit mit dem Titel Zwischen Leben und Tod: Identität und Sterben im Polen der Spätmoderne (2009) verarbeitete sie ihre Gespräche mit HospizpatientInnen und BewohnerInnen von staatlichen Altenpflegeheimen. Wiatr ist Autorin einer Reihe von Reportagen über Menschen mit Behinderung, die auf dem Internetportal pion.pl veröffentlicht wurden. Ihre narrative Interviewtechnik lernte sie bei Prof. Fritz Schütze an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Betrojerinki (Krytyka Polityczna, 2017) ist ihr drittes Buch.


9. Gespräch - 24. November 2017:
Natalia Fiedorczuk über das Muttersein in Polen

In ihrer fesselnden und schnörkellosen Erzählung holt Natalia Fiedorczuk Fragen über das Elterndasein ans Tageslicht, die wir uns selbst nicht zu stellen wagen. Gibt es bessere und schlechtere Mütter? Wer entscheidet das? Dennoch befasst sich dieses Buch nicht nur damit, wie es ist, Eltern zu werden, sondern bietet auch einen Rundumblick. Es liefert ein Porträt Polens, seiner Vorstädte, der täglichen Verrichtungen und Verpflichtungen, die sich aus dem Erwachsensein ergeben – und die so gewöhnlich und langweilig daherkommen, dass wir ihnen ​meist jede Bedeutung absprechen.
Natalia Fiedorczuk (geb. 1984) ist ausgebildete Psychopädagogin, Komponistin, Vokalistin und Publizistin. Sie arbeitet als Kulturanimateurin, leitet zu bürgerlichem Engagement in lokalen Gemeinschaften an. Publizistisch befasst sich sich mit den Themen Musik, Internet, Ästhetik, Wohnungswesen. ​Jak pokochać centra handlowe [Wie man Shoppingcenter liebgewinnt] ist ihr Prosadebüt.


8. Gespräch - 11. November 2017:
Marta Mazuś: Der Kebabkönig

Eine hoch gebildete Ukrainerin putzt auf dem polnischem Markt, ein Türke führt Döner Kebab in Polen ein und serviert ihn seinen Gästen zuliebe mit Weißkohl, tschetschenische und polnische Kinder drücken auf dem Dorf gemeinsam die Schulbank, eine Albanerin tritt in ein katholisches Kloster ein, Chinesen machen das Geschäft ihres Lebens. Geschichten von Zufall und Zusammenprall, in denen Angeeignetes auf Unbekanntes trifft. Offenheit gepaart mit Unverständnis, Sympathie durchsetzt von Überheblichkeit, Ablehnung, die als politisch korrektes Gezwitscher oder Hasstiraden im Internet daherkommt. Polen und Ausländer starren einander an, manchmal ohne sich zu sehen, leben neben-, aber nicht immer miteinander.
„Król kebabów“ (2015) [Der Kebabkönig] von Marta Mazuś ist ein hochaktuelles Buch, das Fragen zu Polen und „den Anderen“ aufwirft. Ein Buch, das nach „dem Polnischen“ und „dem Europäischen“ fragt. Das sich Polen genau besieht und belauscht – ein Land zwischen dem Streben nach Modernität einerseits und Komplexbeladenheit, Xenophobie und stereotyper Weltsicht andererseits. Und das damit ein sehr komplexes und wahres Bild Polens präsentiert: eines irritierenden, rückständigen, zugleich aber farbenfrohen, interessanten, widersprüchlichen Polen.

Marta Mazuś (geb. 1987), Soziologin, Reporterin für die Zeitschrift „Polityka“. Sie schrieb über die Realität von Flüchtlingen in vielen europäischen Ländern, darunter Bosnien, Frankreich, Großbritannien.


7. Gespräch - 27. Oktober 2017:
Marcin Kącki über eine Stadt ohne Gedächtnis

Białystok. ​Einem Ranking des "Guardian" zufolge lebt es sich hier besser als in jeder anderen polnischen Stadt, und besser sogar als in Wien oder Barcelona. In Podlasien lebten einst Polen, Ukrainer, Belarussen, Juden und Tataren nebeneinander. Hier wurde die Sprache Esperanto entwickelt, hier kam das erste in-vitro gezeugte polnische Kind zur Welt. Wie ist es dazu gekommen, dass in den Medien hauptsächlich von brennenden Wohnungen, Hakenkreuzen an Mauern, Antisemitismus, Rassismus und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Fußball-Hooligans berichtet wird?
Marcin Kącki ​sucht nach den Spuren ermordeter Nachbarn, besieht sich die blutende Hostie von Sokółka, liest Gedenktafeln und staatsanwaltliche Akten, führt Gespräche mit ehrenamtlich engagierten Menschen, Vertretern von Behörden und Kirche, Bewohnern von Dörfern und Hochhaussiedlungen, jungen Neofaschisten. ​Aus diesem vielstimmigen Chor schält sich die Geschichte einer "Stadt ohne Gedächtnis" heraus.

Marcin Kącki (geb. 1976), unser siebter Gesprächsgast, ist Reporter, Redakteur des Reportage-Magazins der Gazeta Wyborcza, „Duży Format“, und spezialisiert sich auf die Themen Gesellschafts- und Geschichtsreportage. Kącki wurde 2007 beim Grand-Press- Journalistenwettbewerb mit dem Titel „Journalist des Jahres“ ausgezeichnet, erhielt zwei Mal den „Watergate“-Preis der Polnischen Journalistenvereinigung sowie den Grand-Press-Preis in der Kategorie „Investigativer Journalismus“.


6. Gespräch - 12. Oktober 2017:
Przemysław Czapliński: Die verschobene Landkarte

„Wo stehen wir Polen zur Zeit? Wie haben sich unsere Vorstellungen und Ziele in den letzten 30 Jahren verändert? In welche Richtung bewegt sich unsere mentale Landkarte?
Przemysław Czapliński, einer der derzeit angesehensten polnischen Literatur- und Kulturkenner, unternimmt eine Reise durch ganz Polen und versucht Antwort auf diese und viele andere komplexe Fragen zu geben. Auf seinem Weg analysiert er Literatur – in erster Linie die polnische, aber auch vieles aus dem schrifttum unserer Nachbarländer, aus der Kunst. Dabei bezieht er sich auf bedeutende Werke, die Einfluss auf die Wahrnehmung der Geografie einer Region genommen haben, und zeigt, wie unterschiedlich polnische Autoren über unsere Nachbarn schreiben. Weil er unsere Wahrnehmung anderer zu verstehen versucht, erfahren wir ​in ​seinem Buch​ in erster Linie etwas über uns selbst.“ (Wydawnictwo Literackie)

Prof. Przemysław Czapliński (geb. 1962) war der sechste Gast in unserer Reihe. Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Literaturkritiker in Polen, zudem Dozent an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań. Für seine Werke wurde er bislang mit dem Kościelski-Preis und dem Kazimierz-Wyka-Preis ausgezeichnet.


5. Gespräch - 22. September 2017:
Paweł Piotr Reszka zum Thema Was ist Glück?

Was heißt Glück? Paweł Piotr Reszka hat versucht, eine Antwort auf diese Frage zu finden. In zwölf Reportagen erzählt er u.a. von einer Jungfrau, die sich von Jesus hat verführen lassen, von einer totalen Sexsperre in Lublin, von verschämten Gerechten, von heimlichen Organspendern, vom Teufel beim Nachmittagsunterricht, von einer Umgewöhnung von homo nach hetero … Ein Polen voller Wunder, doch durch und durch real.

Als fünfter Berichterstatter in der Gesprächsreihe Res Polonica zu Gast war Paweł Piotr Reszka (1977), Journalist bei der Lubliner Gazeta Wyborcza. Er war zweimal in der Kategorie Pressereportage für den Grand-Press- Journalismuspreis nominiert. Für sein Buch „Der Teufel und die Tafel Schokolade“ erhielt er 2016 den Kapuściński- Preis.


4. Gespräch - 16. September 2017:
Filip Springer: Miasto Archipelag

„Für sein neuestes Buch hat Filip Springer ganz Polen bereist, um das heutige Leben in den Städten, die bei der Verwaltungsreform von 1999 ihren Status als Woiwodschaftshauptstädte verloren haben, einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei erfuhr er manches über deren Geschichte, führte Gespräche mit Einwohnern, traf die verschiedensten Menschen – Unternehmer, Künstler, politische Aktivisten, Lehrer –, ging in Werkstätten und Cafés, sah sich verfallene Fabriken und florierende Firmen an. Er fragte seine Gesprächspartner, worauf sie stolz sind in ihrer Stadt, worüber sie sich freuen, was sie ändern würden. Das Buch enthüllt ein uneindeutiges, schwer greifbares Bild von Polen – einem Polen, wo alles möglich ist und nichts sich so verhält, wie es scheinen möchte. Einige der Sorgen und Hoffnungen, die Springers Befragte äußerten, sind allen Menschen in Polen gemeinsam – ob sie nun in Klein- oder in Großstädten leben.“ (Karakter-Verlag)

Vierter Gast in unserer Gesprächsreihe Res Polonica war Filip Springer, Reporter und Fotograf, Autor mehrerer Bücher zum Thema Raum und Architektur. Stipendiat des polnischen Nationalen Kulturzentrums und der Ryszard Kapuścińskis literarischem Gedenken gewidmeten „Herodot“-Stiftung. Springer war mehrmals für die bedeutendsten Literaturpreise Polens nominiert. Seine Bücher sind bereits ins Englische, Deutsche, Russische und Ungarische übersetzt worden.


3. Gespräch - 8. Juli 2017:
Ewa Winnicka: Angole

„Vorsichtigen Schätzungen zufolge sind in den letzten Jahrzehnten über 700.000 Polen nach Großbritannien emigriert. Manchmal wird auch von einer oder sogar zwei Millionen gesprochen. Ewa Winnicka ist durch Großbritannien gereist und hat jenen aus sämtlichen Gesellschaftsschichten stammenden ,Eindringlingenʻ das Wort übergeben, indem sie polnische Intellektuelle, Arbeiter, Kleinunternehmer, Studenten und Obdachlose fragte, wie sie das Land sehen, in das sie gekommen sind. Angole malt außerdem ein vielschichtiges Bild der ,Einheimischenʻ – der Bürger Großbritanniens –, in dem sich Hoffnung und Enttäuschung, Bewunderung und Geringschätzung, Erfolg und Misserfolg der polnischen ,Kolonisatorenʻ mischen.“ (Czarne-Verlag)

Die dritte Stimme in der Gesprächsreihe Res Polonica war Ewa Winnicka, „Polityka“-Journalistin, die auch in „Tygodnik Powszechny“, „Gazeta Wyborcza“ und der italienischen Zeitschrift „Internazionale“ publiziert. Zwei Mal erhielt sie den Grand-Press-Journalistenpreis für Texte zu gesellschaftlichen Themen, außerdem wurde sie mit den „Okulary Równości“ ausgezeichnet – der „Gleichheitsbrille“ –, einem Preis, der für den Kampf gegen Ausschluss und Ungleichheit verliehen wird. 2014 erschien ihr Buch Angole, eine Sammlung von Reportagen über polnische Immigranten in Großbritannien.



2. Gespräch - 16. Juni 2017:
Michał Olszewski: Najlepsze buty na świecie [Die besten Schuhe der Welt]

Der zweite Gast der Veranstaltungsreihe war Michał Olszewski (1977), Journalist, Schriftsteller und Autor verschiedener Bücher, u.a. Do Amsterdamu, Najlepsze buty na świecie, Upał. Er schreibt vorrangig über den öffentlichen Raum in Polen, Ökologie und den gesellschaftlichen Wandel nach 1989.

Polen ist in den Reportagen Michał Olszewskis ein doppeltschichtiges Land: unter der Oberfläche einer kleinen Stabilisierung und des alltäglichen Lebens finden hochdramatische Ereignisse statt. Sei es der Selbstmord eines Ministranten in den Karpaten, der von einem Priester missbraucht wurde. Oder der Kampf einiger Bewohner mit einem Hydrotechnik- Großinvestor. Polen ist in Olszewskis Reportagen ein Land, dessen Erinnerung an den Krieg und seine letzten Zeitzeugen immer groteskere Formen annimmt. Das in den Reportagen Olszewskis beschriebene Polen würden wir am liebsten schnell vergessen. Die schmerzhaften und doch in knappem Tonfall gehaltenen Texte lassen dies - zum Glück - nicht zu.



1. Gespräch - 19. Mai 2017:
Irena Morawska: Było piekło, teraz będzie niebo [Es war die Hölle, jetzt kommt der Himmel]

Der erste Gast der Veranstaltungsreihe war Irena Morawska. Mit ihr und ihrem Mann Jerzy Morawski hat Marcin Piekoszwski darüber gesprochen, wie Polen in der Zeit der Wende gewesen ist und wie die Gesellschaft sich verändert hat.

„[Morawska], heute bekannte Dokumentarfilmerin, gehörte in den 90er Jahren zu den Reporterinnen mit der charakteristischsten Handschrift. 1990 begann sie für die eben neu entstandene ,Gazeta Wyborcza‘ zu arbeiten […]. Morawskas Buch – Es war die Hölle, jetzt kommt der Himmel – enthält eine Sammlung ihrer besten Texte. Heute lässt es sich als historisches Buch über ein Land lesen, über das unversehens der Kapitalismus kam. […]
Irena Morawska und ihr Mann Jerzy Morawski sind seit vielen Jahren als Filmschaffende tätig; auf ihr Konto gehen mehrere Dokumentarfilme und -serien, die von polnischen Kritikern als die besten ihrer Art angesehen werden. Für ihr gemeinsames Schaffen wurden die beiden mit dem Dariusz-Fikus-Journalistenpreis ausgezeichnet.“ [Verlag Dowody na Istnienie]

Moderation der Reihe: Marcin Piekoszewski

Konzeption und Organisation: Lisa Palmes, Martin Brand, Marcin Piekoszewski

Gefördert von: Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Partner: Instytut Reportażu (Warschau) und Trialog e.V. – Netzwerk junger Ideen.



PeriGraphien - Europas Ränder, Europas Mitte

Rückblick

Perspektiven der Transkulturalität gewinnen bei der Beschreibung europäischer Identitäten zunehmend an Bedeutung. Wer diese Perspektiven einnimmt, findet unter den Grenzen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tiefer liegende Schichten – kulturelle Landschaften der fließenden Übergänge, Biographien, die geprägt waren von Mehrfachidentitäten und Mehrsprachigkeit. Wesentlich geformt wurden diese mitteleuropäischen Landschaften von der jüdischen Geistesgeschichte. Der Erste Weltkrieg setzte dem multiethnischen Modell Habsburg ein Ende, der Zweite Weltkrieg zerstörte unwiederbringlich die in Nationalstaaten aufgegangenen mitteleuropäischen Landschaften.

Die Gruppe Buchbund betrachtete in der Gesprächsreihe PeriGraphien literarisches Schaffen aus der Perspektive der Transkulturalität. Im Fokus der Reihe standen die Werke dreier Autoren, die mit ihrem Schaffen das Spezifische einer mitteleuropäischen Literatur verkörpern.

Martin Brand, Lisa Palmes, Marcin Piekoszewski, Lothar Quinkenstein



26. Februar 2016

ARNOLD SŁUCKI (ARON KRAJNER) - Leben und Werk

Elvira Grözinger im Gespräch mit Lothar Quinkenstein

Das dritte Gespräch der Reihe PeriGraphien widmete sich Leben und Werk des jüdisch-polnischen Lyrikers Arnold Słucki (Aron Krajner, 1920-1972). Słucki überlebte die Shoah in der Sowjetunion. 1968 wurde er zur Emigration aus der Volksrepublik Polen gezwungen und gelangte über Israel in die BRD. Er starb in West-Berlin. Słucki war auch ein bedeutender Übersetzer aus dem Jiddischen. Seine letzte Gedichtsammlung (Im Epizentrum), entstanden in der alten Bundesrepublik, stellt ein bedrückendes poetisches Protokoll der Emigrationserfahrungen dar. Selten findet man die Asymmetrie der Erinnerungen, die die Jahrzehnte des Eisernen Vorhangs prägten, so eindringlich festgehalten wie in diesen Versen. Da Słuckis Werk bislang in Deutschland kaum bekannt ist, kamen im Rahmen dieses Gespräches auch die Übersetzungen zur Sprache, die Elvira Grözinger angefertigt hat.

Zu Gast im buchbund war: Elvira Grözinger (Berlin), Literaturwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Komparatistik jüdischer Kulturen in mehreren Sprachen, ehemalige Lehrende für Jiddische Sprache und Literatur an der Universität Potsdam und der FU Berlin, Autorin, Publizistin und Übersetzerin.

Das Gespräch führte Lothar Quinkenstein.



4. Februar 2016

ITZIK MANGER - Leben und Werk

Efrat Gal-Ed im Gespräch mit Lothar Quinkenstein

Das zweite Gespräch im Rahmen der Reihe PeriGraphien war dem Leben und Werk Itzik Mangers gewidmet (1901–1969). Anlass war in erster Linie das Erscheinen der weltweit ersten kritischen Monographie über Manger. Niemandssprache: Itzik Manger – ein europäischer Dichter (Jüdischer Verlag im Suhrkamp-Verlag). Autorin des Buches ist Efrat Gal-Ed, die Übersetzerin der Lyrik Mangers ins Deutsche: Die Beschäftigung mit dem Werk Mangers bietet wichtige Einblicke in das kulturelle Leben in der polnischen Hauptstadt in den Zwischenkriegsjahren. Manger war über Jahre hinweg ständiger Gast unter der legendären Warschauer Adresse „Tłomackie 13“, wo der „Jüdische Schriftsteller- und Journalistenverband“ seinen Sitz hatte. Mangers Wahl für das Jiddische als Literatursprache stand in engem Zusammenhang mit den seinerzeit lebhaften Diskussionen um eine Neudefinition jüdischer Identität in säkularen Kontexten. Flucht und Exil führten den „Prinzen der jiddischen Ballade“ über Frankreich, England und die USA schließlich nach Israel, wo er große Popularität erlangte.

Zu Gast im buchbund war: Efrat Gal-Ed (Köln), Lehrende für moderne jiddische Literatur und Kultur an der Universität Düsseldorf sowie Autorin der Monographie Niemandssprache und Herausgeberin des zweisprachigen Gedichtbandes Dunkelgold mit Gedichten Itzik Mangers in ihrer eigenen Übersetzung.

Das Gespräch führte Lothar Quinkenstein.



4. Dezember 2015

DEBORA VOGEL - Leben und Werk

Anna Maja Misiak im Gespräch mit Lothar Quinkenstein

Anlass des Gespräches war die erstmalige Publikation von Texten Debora Vogels in deutscher Übersetzung: Die Geometrie des Verzichts. Gedichte, Montagen, Essays, Briefe, übersetzt und herausgegeben von Anna Maja Misiak. Das Buch erscheint in Kürze beim Arco-Verlag. Debora Vogels Werk markiert eine einzigartige Schnittstelle der Sprachen und Kulturen: Sie promovierte in Krakau über Hegel, schrieb ihre Texte sowohl auf Jiddisch als auch auf Polnisch und nahm an den Diskussionen der New Yorker „Insichisten“ teil, der jiddischsprachigen Avantgarde der Zwischenkriegszeit. Bislang war Debora Vogel zumeist als „Muse“ von Bruno Schulz bekannt – mit der erstmaligen Publikation ihrer Texte in deutscher Übersetzung kann eine Autorin entdeckt werden, die in faszinierender Weise die Inspirationen mitteleuropäischer Geistesgeschichte literarisch umgesetzt hat.

Zu Gast im buchbund war Anna Maja Misiak (Bern), Literaturwissenschaftlerin, Kunsthistorikerin, Autorin der Bücher Judit: Gestalt ohne Grenzen (Aisthesis-Verlag, 2010) Die Geometrie des Verzichts (erscheint im Kürze im Arco-Verlag) sowie Übersetzerin aus dem Polnischen und Jiddischen.

Das Gespräch führte Lothar Quinkenstein – Schriftsteller, Übersetzer aus dem Polnischen und Literaturwissenschaftler mit dem besonderen Schwerpunkt auf polnisch-jüdischer Kultur.



Biografien, Biografien!

Rückblick

In der Reihe Biografien, Biografien! haben wir einige der bekanntesten polnischen Biografen zum Gespräch über ihre Werke in den buch|bund eingeladen. Zusätzlich wurden erstmals ins Deutsche übersetzte Textstellen aus dem Buch vorgelesen.

Lisa Palmes, Marcin Piekoszewski



28. November 2014

Kazimiera Szczuka und Magdalena Marszałek über Maria Janion

(Thema: Das Lebenswerk der außergewöhnlichen polnischen Literaturwissenschaftlerin und Romantikforscherin.)

Die 6. Gäste der Biografienreihe waren Kazimiera Szczuka und Magdalena Marszałek, die anlässlich des Erscheinens der ersten deutschsprachigen Ausgabe der Studien Janions (Die Polen und ihre Vampire - Studien zur Kritik der Phantasmen, hrsg. v. Magdalena Marszałek, Suhrkamp, Berlin 2014, übers. v. Bernhard Hartmann und Thomas Weiler) über deren Lebenswerk sprachen.

Maria Janion, Literaturwissenschaftlerin und namhafte Romantikforscherin, ist eine der unumstrittenen intellektuellen Autoritäten in Polen. Sie hat sich stets in politische Debatten eingemischt und in den letzten Jahren ihre Prominenz dazu genutzt, die Frauenbewegung und die wiedererwachte Neue Linke zu unterstützen. (…) Im Zentrum ihres Werkes steht der Begiff der krytyka fantasmatyczna, die Befragung von Literatur, Film und Kunst auf ihre imaginären Potenziale hin, auf bewusste und unbewusste kulturelle Vorstellungen, Selbst- und Fremdbilder, die in den ästhetischen Gebilden wirksam sind. Ein bedeutendes romantisches Phantasma ist der Vampir als Doppelgänger und Schatten, als »Symbolfigur für die Transgression zum Bösen«. Maria Janions kritische Studien zu Bildern des Weiblichen oder zum „unheimlichen Slawentum“ als dem Unterbewussten der europäischen Kultur provozieren nationalkonservative Kreise bis heute. Was es für die Polen bedeutet, dass ihr Land Schauplatz des Holocaust war, ist eines der großen Themen ihres Spätwerks. Mit ihrem Ruf »Nach Europa, ja! Aber nur zusammen mit unseren Toten« fordert sie, im Anschluss an Adam Mickiewicz’ »Ahnenfeier« und Imre Kertész’ Rede vom »Holocaust als Kultur«, eine Kultur des Trauerns und Erinnerns.”
(Quelle: Suhrkamp-Verlag)

Kazimiera Szczuka, geboren 1966, Literaturforscherin, Publizistin, Autorin, feministische Aktivistin und Mitglied der Krytyka Polityczna. Während ihres Studiums der Literaturwissenschaften an der Universität Warschau war sie Schülerin Maria Janions. Ihre Beiträge erscheinen in den größten polnischen Tages- und Wochenzeitungen und -magazinen, zudem arbeitet sie als Journalistin für das polnische Fernsehen. Sie ist eine der Gründerinnen der grünen Partei Polens (Zieloni 2004). Zuletzt von ihr erschienen: “Janion. Transe – traumy – transgresje. 1: Niedobre dziecię”. Am 21.11.2014 erscheint der zweite Band im Verlag Krytyka Polityczna “Janion. Transe – Traumy – Transgresje. 2: Prof. MISIA”

Prof. Dr. Magdalena Marszałek, Studium der polnischen Philologie und Theaterwissenschaft in Krakau, Zweitstudium der Slavistik, Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Bochum. Bis 2011 Juniorprofessorin für Polnische Literatur am Institut für Slawistik der Humboldt-Universität zu Berlin, seit März 2011 Professorin für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaft / Schwerpunkt Polonistik am Institut für Slavistik der Universität Potsdam. Seit 2012 assoziiertes Mitglied des Instituts für Jüdische Studien der Universität Potsdam. Im April-Juni 2014 Visiting Researcher am Russian and East European Institute (REEI) der Indiana University, Bloomington.



17. Oktober 2014

Anna Bikont, Joanna Szczęsna: Pamiątkowe rupiecie. Biografia Wisławy Szymborskiej [Erinnerungskram. Die Biografie Wisława Szymborskas]

(Thema: Die neu überarbeitete, ausführliche Biografie der Literatur-Nobelpreisträgerin.)

Die polnische Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska war für ihre Bescheidenheit bekannt – sehr selten erzählte sie von ihrem Privatleben und vermied konsequent Interviews mit Journalisten. Den beiden Autorinnen gelang es trotzdem, Szymborska zu treffen und ein langes, sehr persönliches Gespräch mit ihr zu führen.
Szymborska äußerte sich zu eigenen Lebens- und Schaffensphasen – natürlich auf ihre schlagfertige und unvergleichliche Art und Weise. Bikont und Szczęsna haben ein Werk voller Anekdoten, Gedichte und amüsanter Reise- und Freundschaftsbeschreibungen geschaffen, das uns in die Welt dieser originellen Dichterin einführt.

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Übersetzung aus dem Polnischen von Joanna Manc



1. Oktober 2014

Artur Domosławski: Kapuściński. Leben und Wahrheit eines Jahrhundertreporters

(Thema: Die Biografie des - hierzulande - bekanntesten polnischen Reporters, verfasst von seinem ehemaligen Schüler, ein Buch, das in Polen große Kontroversen aufwarf.)

Artur Domosławski ist Reporter, Journalist bei der Zeitschrift "Polityka" und Autor mehrerer Reportagebände. 2010 erschien seine Kapuściński-Biografie in Polen und rief dort heftige Debatten über Kapuściński, die Gattung der Biografie an sich und ihre Grenzen hervor.
Domosławski gibt den Lesern tiefe Einblicke in das Leben, die Arbeitsweise und das Werk seines einstigen Freundes und Lehrers Ryszard Kapuściński, der als Polens bekanntester und meistgelesener Reporter gilt. In unserer Veranstaltungsreihe durfte dieses entscheidende Werk selbstverständlich nicht fehlen.
Das Gespräch führte Arkadiusz Łuba.

Die deutsche Ausgabe ist 2014 im Rotbuch-Verlag erschienen, in der Übersetzung von Antje Ritter-Jasińska und Benjamin Voelkel.

Zur Rezension von Lothar Quinkenstein, Saarbrücker Zeitung...


13. Juni 2014

Adriana Prodeus: Themersonowie. Szkice biograficzne [Die Themersons. Biografische Skizzen]

(Thema: Das polnisch-britische Avantgardekünstler-Paar Stefan und Franciszka Themerson, ihr ungewöhnliches Leben und Schaffen.)

Ihr Werk umfasst mehr als sechzig Jahre schöpferischer Arbeit, gemeinsam wie auch einzeln. Sie zeichnete, malte, entwarf Bühnenbilder, Masken und Bücher. Er fotografierte, konstruierte, schrieb Gedichte, Romane, Essays. Kaum voneinander trennen lassen sich ihre Beiträge zu Filmen, dem gemeinsamen Verlag oder künstlerischen Salon. Zusammen schufen sie die Konzepte von Büchern wie Aesop oder Kurt Schwitters in England. Franciszka illustrierte Stefans Texte, er inspirierte die Titel ihrer Zeichnungen. Mal gab eine Zeichnung oder ein Bild von ihr seinem Gedicht den Anfang, mal war es genau umgekehrt.
Ab dem Zeitpunkt ihrer Begegnung trennten sie sich bis zum Lebensende nicht mehr voneinander – mit Ausnahme der Kriegszeit, wo sie keinerlei Kontakt zueinander hatten und dennoch, wie sich später herausstellte, einander ergänzende Zeichnungen und Gedichte schufen (Franciszka die Unposted Letters und Stefan die Szkice w ciemnościach [Skizzen in der Finsternis]). Die Unkonventionalität der Themersons, ihr unermüdliches Überschreiten von Gattungs-, Genre- und Stilgrenzen ist ein unmissverständliches Manifest der künstlerischen Freiheit. [...]

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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes und Michael Zgodzay



9. Mai 2014

Małgorzata Szejnert: Dom żółwia. Zanzibar [Das Heim der Schildkröte. Sansibar]

(Thema: Die Biografie der Insel Sansibar und ihrer Bewohner in den letzten 170 Jahren, der Lebenszeit einer Grünen Meeresschildkröte)

Sansibar wurde und wird von den unterschiedlichsten und schillerndsten Gestalten bevölkert. Die einen tragen Schmuck und Juwelen aus Scheherazades Märchen, die anderen Tropenhelme und Schnürstiefel, wieder andere sind nackt und in der Sklavengabel oder nackt und mit Speer, noch einmal andere haben Bibel und Priesterkragen, weiße Kolonialuniformen, Dschallabijas, erbeutete Militäruniformen samt Knüppel und Machete, Maohemden, Anzüge und schwarze blankgeputzte Schuhe, Schnauzen und Flügel wie Fledermäuse, kunstvoll drapierte Baumwollgewänder in verrückten Farben, T-Shirts und kurze Hosen, Neoprenanzüge zum Tauchen. Sie fügen der sansibarischen Geschichte ihre eigenen Episoden hinzu. Viele von ihnen haben eines gemeinsam in ihrem Lebenslauf: Sie haben keine feste Heimat. Sie sind Weltenbummler, freiwillig oder unfreiwillig. Mit Hilfe dieser Augenzeugen und Beteiligten will ich versuchen, die Geschichte Sansibars der vergangenen etwa hundertsiebzig Jahre zu erzählen; das ist das Alter einer hochbetagten Riesenschildkröte. […]

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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



11. April 2014

Agata Tuszyńska: Singer. Pejzaże pamięci [Singer. Landschaften der Erinnerung]

(Thema: Eine ausführliche und persönliche Biografie des polnisch-amerikanischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer)

Er stand gern auf dem Balkon seines Elternhauses in der Krochmalna-Straße 10 und beobachtete die Menschen. Dieses Bild wiederholt sich viele Male in seiner Prosa.
„Der kleine Chassid mit den roten Schläfenlocken“, in langem Kaftan und mit samtener Kippa fühlte sich dann wie ein General. Selbst die Polizisten kamen ihm aus dieser Höhe weniger bedeutend vor. Auf der Straße war immer etwas los. „Einmal wurde ein Dieb gefangen, ein andermal verfiel der Trunkenbold Icie Mejer – der Ehemann von Estera aus dem Bonbonladen – in einen Wahn und tanzte im Rinnstein. Dann wieder wurde jemand krank und der Ambulanzwagen musste gerufen werden. Und noch ein anderes Mal brach irgendwo Feuer aus und es kamen Feuerwehrmänner mit Messinghelmen und hohen Gummistiefeln in einer Kutsche angefahren, die von galoppierenden Pferden gezogen wurde. Einmal ging ein Chinese mit Zopf über die Straße. Und ein anderes Mal sogar ein dunkelhäutiger persischer Jude aus Susa.
Er bemerkte, dass die Passanten auf der Straße so unterschiedlich waren wie die Kinder bei ihnen zu Hause. Da war ein bärtiger Jude mit Schläfenlocken, pelzbesetztem Hut und einem Kaftan aus Atlasseide, sicher ein Chassid, der verspätet vom Gebet kam. Da war ein Dandy mit gelben Schuhen und Strohhut, glattrasiert, die Zigarette im Mundwinkel. Er rauchte ganz offen am Sabbat, um zu demonstrieren, wie wenig er von der Tora hielt. Eine frisch Verheiratete mit Haube auf dem rasierten Kopf, und gleich daneben eine junge Frau mit rosa geschminkten Wangen und kurzärmliger Bluse, die ihre nackten Schultern freigab. Sie trug eine Handtasche, was am Samstag ebenfalls verboten war, und ließ sich auf offener Straße von Herumtreibern küssen. [...]
Die Welt war sicher nicht in der Krochmalna zu Ende, aber für den kleinen Isaac fing sie hier an. Dieser Ort, in dem andere, Fremde, eher eine „Friedhofsgestank“ ausdünstende Gosse als eine Straße sahen (Stefan Żeromski in Die Heimatlosen), war für ihn das Urbild aller Dinge. […]

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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



Polnisch Poetisch


Rückblick

Die Schriftstellerin und Übersetzerin Esther Kinsky lud 2014 sechs polnische LyrikerInnen der Gegenwart zum Gespräch über ihre Werke, den Schaffensprozess und ihre Übersetzungsarbeit in den buch|bund ein.

Lisa Palmes, Marcin Piekoszewski



21. November 2014

Gespräch mit Katarzyna Fetlińska

Der 6. und letzte Gast der Reihe Polnisch Poetisch war die Lyrikerin Katarzyna Fetlińska. 2011 war sie Preisträgerin des Projektes Połów. Poetyckie debiuty (Lyrik-Debüts). Ihr erster Gedichtband Glossolalia wurde 2012 veröffentlicht. 2015 erscheint ihr zweites Buch.
Katarzyna Fetlińska lebt und arbeitet in Warschau.

Während des Gesprächs wurden ausgewählte Gedichte im Original und in der Übersetzung von Esther Kinsky vorgestellt.



18. Oktober 2014

Gespräch mit Jakobe Mansztajn

Jakobe Mansztajn (geb. 1982) gehört zu den interessantesten Dichtern der jungen Generation in Polen. Für seinen Gedichtband „Wiedeński high life“ (2009) wurde er mit dem renommierten Silesius-Preis in der Kategorie „Debüt des Jahres“ ausgezeichnet.
Er publizierte in zahlreichen polnischen Zeitschriften und Zeitungen (u.a. Tygodnik Powszechny, Odra, FA-art, Gazeta Wyborcza, Pogranicza) und war Chefredakteur einer literarischen Vierteljahresschrift „Korespondencja z ojcem“ (dt. Korrespondenz mit dem Vater).
Seine Gedichte sind bereits u.a. ins Französische, Hebräische, Englische und Norwegische übersetzt worden. Jakobe Mansztajn führt auch einen Blog (www.jakobe.art.pl), wo er die Absurditäten des Alltags aufspürt.
Er lebt und arbeitet in Gdańsk.

Während des Gesprächs wurden ausgewählte Gedichte im Original und in der Übersetzung von Andre Rudolph vorgestellt.



12. September 2014

Gespräch mit Adam Wiedemann

Adam Wiedemann ist Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer aus dem Ukrainischen, Slowenischen und Englischen.
Er gab bereits mehrere Lyrikbände und Erzählungen heraus. Im Jahr 2008 bekam er den Gdynia-Literaturpreis. Adam Wiedemann lebt und arbeitet in Warschau.
Während des Gesprächs wurden ältere und neuere Gedichte aus den vergangenen 2 Jahrzehnten vorgestellt, hauptsächlich jedoch aus dem aktuellen Band Z ruchem. Die Gedichte im Original wurden von Adam Wiedemann selbst und in deutscher Übersetzung von Esther Kinsky gelesen.


20. Juni 2014

Gespräch mit Dariusz Sośnicki

Dariusz Sośnicki ist Lyriker, Zeitschriftenredakteur und Literaturübersetzer. Im Gespräch mit Esther Kinsky präsentierte und besprach der Lyriker, der bereits zum 2. Mal bei uns zu Gast war, seine neuesten, bislang unveröffentlichten Gedichte, die im polnischen Original und in Esther Kinskys deutscher Übersetzung vorgetragen wurden.
Dariusz Sośnicki veröffentlichte bislang acht Lyrikbände (zuletzt Von Dingen und Menschen. Gesammelte Gedichte 1991-2010 [„O rzeczach i ludziach. Wiersze zebrane 1991-2010", 2011]). Sein Gedichtband Symmetrie ["Symetria", 2002] war für den Literaturpreis "Paszport Polityki" nominiert. Sośnicki lebt und arbeitet in Poznań. Intercity Starosta II Strecke Warschau – Zielona Góra

Sie kommen aus Bialystok, Vati im Jackett,
Sohn unter strenger Kontrolle, Tochter der Töchter,
Mutti fragt nach allem, aus Höflichkeit wohl.

Sie fahren nach Poznan. Und durch den Strohhalm mit Sahne
zieht Vati die Wörter, gleich wird er daraus
die eine Antwort kneten. Und das Leben? Ist es nebenan?

Wartet es ruhig? In Spurbreite und Schienenstoß?
Zeitweise unzugänglich, im Schatten der Wörter und Wörter?
Ja, ja, zeitweise – wäre nicht schlecht.

(Übersetzung: Esther Kinsky)


23. Mai 2014

Gespräch mit Marta Podgórnik

Marta Podgórnik ist Lyrikerin, Literaturkritikerin und Redakteurin. Sie gab bisher sieben Lyrikbände heraus, davon zuletzt: Nic o mnie nie wiesz [Du weißt nichts über mich; 2014] und Rezydencja surykatek [Die Erdmännchen-Residenz; 2011].
Im Jahr 2012 wurde sie für Rezydencja surykatek mit dem Gdynia-Literaturpreis ausgezeichnet. Marta Podgórnik lebt und arbeitet in Gliwice.
Das intensive Gespräch handelte von verschiedenen älteren und jüngeren Gedichten, die Podgórnik im polnischen Original und Kinsky in ihrer deutschen Übersetzung vortrugen.


25. April 2014

Gespräch mit Jacek Gutorow

Jacek Gutorow ist Lyriker, Essayist, Übersetzer aus dem Englischen. Bislang sind fünf Lyrikbände und fünf literaturkritische Werke von ihm erschienen. Gutorow übersetzt amerikanische und britische Lyriker (u.a. Wallace Stevens, John Ashbery, Ron Padgett, Charles Tomlinson, Geoffrey Hill, Simon Armitage, Mark Ford).
In ihrem Gespräch stellten Jacek Gutorow und Esther Kinsky ausgewählte Gedichte aus den Bänden Inne tempo [Anderes Tempo], w cieniu kwitnacych sadów [im schatten blühender gärten] und dem dieses Jahr erscheinenden Buch Kartki [Blätter] im Original und in Kinskys deutscher Übersetzung vor.



Reportagen ohne Grenzen - Reportaże bez Granic
Polnische Reporter im Buchbund



Rückblick auf alle 10 Veranstaltungen

In der Reihe Reportagen ohne Grenzen haben wir deutschen Lesern und Verlagen eine Auswahl bekannter polnischer Reportagenschreiber vorgestellt. Im Laufe des Jahres 2013 haben wir in insgesamt zehn ausführlichen Gesprächen einen Autor und dessen neuestes Buch präsentiert. Zusätzlich zum Autorengespräch wurden ausgewählte Textstellen aus dem Buch in deutscher Übersetzung vorgetragen.

Lisa Palmes, Marcin Piekoszewski


Zum Film

Zum Interview auf ostpol.de


13. Dezember 2013

Jacek Hugo-Bader: Dzienniki kołymskie [Kolyma-Tagebuch]

(Thema: Tagebuch einer im Alleingang unternommenen Reise entlang der Kolyma Trasse - auf Warlam Schalamows Spuren)

Der Oberst des russischen Geheimdienstes setzt sich zum Kartenspiel. Sein Gegner ist eine kriminelle „Autorität“, ein zehn Jahre älterer Prinz der blatniki, Aristokrat der urki und ugolowniki, ein krutoj Baron, eiskalter Wiederholungstäter und mit allen Wassern gewaschener Knastbruder. (Alle unverständlichen, in den vorhergehenden Satz eingeflochtenen Worte stehen im russischen Gaunerjargon, der fenja oder fenka, für Kriminelle.) Kurz gesagt: Dima und Wanja dreschen einen kosjol, einen „Ziegenbock“. Sie spielen dieses schrecklich simple Kartenspiel mit 24 Karten, der Einsatz beträgt tausend Rubel (24 Euro) pro Runde.
Mit einem Mal hört für die beiden die ganze Welt auf zu existieren. Sie sind nur noch füreinander da, sprechen nur noch miteinander, gießen nur noch sich Wodka ein, prosten sich zu. Sie verfallen Spiel und Suff, der reinste Amok. Und sie werfen dabei mit mat nur so um sich, das heißt, sie fluchen so ungeheuerlich, als würde es bei dem Spiel nur darum gehen – wie bei einem Wettbewerb im Erfinden von, so sagt man in Russland, vielstöckigen Flüchen. Sie beschimpfen sich, quälen und verhöhnen den Gegner gnadenlos und triumphieren bei jedem Gewinn wie kleine Jungs, aber darin liegt keine persönliche Beleidigung. Im Gegenteil. Verachtung? Von wegen! Sie verachten die Idioten. Mich, „Frosch“, Kolja – den ganzen Rest der Welt. Nur die blatniki und der Geheimdienst sind keine Idioten.
Ich sehe, wie vor meinen Augen eine Sympathie zwischen den beiden entsteht, ein unsichtbares Band, ja Achtung oder Respekt, obwohl sie zwei getrennten Welten angehören, die theoretisch verfeindet sind, sich bekämpfen. Zwei Giganten an einem Ort, sie haben sich gewittert und gefunden.

Übersetzung aus dem Polnischen von Benjamin Voelkel



15. November 2013

Angelika Kuźniak: Papusza

(Thema: Die Lebensgeschichte der polnischen Roma-Dichterin Papusza (auf Romani "Puppe"))

Papusza wartete jeden Tag vor der Schule auf die Kinder. Danach schrieb sie mit einem Stock im Sand oder mit einem verrußten Holzstückchen auf Zeitungen: A, b, c und den Rest der Buchstaben. Wie in einer Fibel. So ging es ein paar Tage lang, bis es den Kindern langweilig wurde.
Da erinnerte sie sich an einen Laden nicht weit vom Markt, wo sie manchmal Süßigkeiten kaufte. Ein dunkler, langer Korridor, kaum Licht, wie an der Eingangstür. Hinter dem Tresen die Ladenbesitzerin, eine Jüdin.
„Ich bin mit einer Zeitung zu ihr gegangen und hab sie gebeten: ‚Zeig mir, Frau, wie man liest.‘
Sie hat gesagt, ich soll ein fettes Huhn für den Schabbat mitbringen und eine Fibel kaufen.“
Der Unterricht war kurz, immer nach Ladenschluss.
Papuszas Mutter gefiel das nicht. Sie sagte immer wieder: „Diese Bücher sind nichts wert, damit wird bloß das Gehirn vergiftet. Von ihnen kommt die Dummheit.“
Der Stiefvater schlug Papusza.
„Die Zigeuner im Lager spuckten mich an, zeigten mit den Fingern auf mich, lachten über mich: ‚Na? Willst wohl eine Frau Lehrerin werden? Für was brauchst du denn das Lernen?‘ Sie haben die Zeitung zerrissen, Seite für Seite, und ins Feuer geworfen. Sie verstanden nicht, dass man das für sich selbst tun muss, für ein Stück Brot. Ich kann heute nämlich mit meinem Namen unterschreiben und mache keine Kreuzchen. Und ich bin stolz drauf, dass ich, eine ungebildete Zigeunerin, lesen kann. Ich hab mich damals im Wald leise ausgeweint und hab dann einfach weitergemacht.“

Übersetzung aus dem Polnischen von Joanna Manc



25. Oktober 2013

Anna Bikont: My z Jedwabnego [Wir aus Jedwabne]

(Thema: Das Juden-Pogrom in Jedwabne 1941. Eine Dokumentation von Zeugenstimmen)

Zunächst fahre ich zu Marianna Ramotowska, geborene Finkelsztejn, aus Dziewięcin bei Radziłów, gerettet von Stanisław Ramotowski. Ich gelange zu einer hölzernen Hütte, die sich an das Ufer eines Baches duckt. Ramotowski verkündet noch auf der Türschwelle, er werde nicht reden.
Drinnen ist es empfindlich kalt. Ramotowskis Ehefrau sitzt in mehrere Pullover eingemummt da. Sie ist klein, schwächlich, trägt dicke Brillengläser. Zum Reden ist sie noch weniger aufgelegt als ihr Mann. Sie hört schlecht, kann nicht gehen. Ihr Mann macht mir den Tee. Wir fangen an, uns zu unterhalten, doch er weicht mir immer wieder aus.
„Die Polen waren es, die die Juden gejagt haben. Selbst wenn ich wüsste, wer es war, würde ich es nicht sagen. Ich darf nicht reden. Wir wollen hier leben.“
Oder: „Ich werde Ihnen nicht sagen, wie ich es angestellt habe, zu Kriegszeiten von einem Priester mit einer Jüdin getraut zu werden. Und wenn Sie mich hinter einem Pferd herschleifen lassen, ich werd's Ihnen nicht sagen, das sind religiöse Dinge.“
„Sag nichts, Stasinku, Gott bewahre“, bittet seine Frau, die seine Hand hält.


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



27. September 2013

Małgorzata Rejmer: Bukareszt. Kurz i krew [Bukarest. Blut und Staub]

(Thema: Reportage - Hommage an eine Stadt)

Reihen von abblätternden Häuserfassaden wie schiefgeschlagene und abgebrochene Zähne, Kabel wie Zahnseide, die in der Sonne glänzten und sich spinnweben- oder bindfadengleich um die Straßen wickelten. Die Gebäude sahen aus, als hätten sie eben ihre Haut abgeworfen, als schuppe und entpuppe sich die ganze Stadt und unter der alten Hülle käme hier und da etwas Neues und Glattes zum Vorschein.
Das Neue gefällt mir nicht besonders. Ich mag lieber die alten Schichten, aus denen Bukarest geschaffen ist, und die rumänische Ungezähmtheit, die jegliches System zum Narren hält. In diesem Sommer 2009 bringen mich die Busse ein ums andere Mal ins Grenzland, denn an den Haltestellen gibt es keinerlei Informationen, geschweige denn Fahrpläne. Ich lerne Vororte kennen, in denen einfach alles provisorisch und heruntergekommen ist. Ich setze mich auf die Bordsteinkante und überlege, ob ich dieses Chaos irgendwie erfassen kann, diese verworrene Struktur, die mich wieder und wieder an den Stadtrand wirft. Es gibt schließlich Spielregeln, die ich nicht kenne. Ich spüre das Gewaltige dieser Stadt und ihre marode Macht, unter der der Wahnsinn lauert.


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



6. September 2013

Paweł Smoleński: Arab strzela, Żyd się cieszy [Der Araber schießt, den Juden freut's...]

(Thema: Israel aus der Sicht der arabischstämmigen Israelis)

Das Foto stammt aus der Zeit des Kampfes um Unabhängigkeit – der Nakba, und somit aus der blutigen und hasserfüllten Zeit. Ein paar orthodoxe Juden sitzen, als wäre es das Normalste der Welt, zwischen arabischen Soldaten. Sie scheinen sich nicht zu unterhalten, aber es ist nicht auszuschließen, dass sie nach einer Unterhaltung in Gedanken versunken sind oder vielleicht nach einem Streit, vielleicht, nachdem einer einem anderen etwas Beleidigendes gesagt oder ihm gedroht hat. Aber sie haben ihr Brot miteinander geteilt – das wiederum ist genau zu sehen! – sie kauen und denken nach, und in ihren Gesichtern ist keine Spur von Feindseligkeit. Es schien mir, als dächten sie: „Himmel, Arsch und Zwirn, was soll das bloß alles, warum musste das ausgerechnet hier passieren?“
Ich kann mir ein ähnliches Bild vorstellen: Soldaten des Zahal, der Israelischen Streitkräfte, und arabische unbewaffnete Männer, die über das nachgrübeln, was unweigerlich, aber völlig sinnloserweise geschehen musste.


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



28. Juni 2013

Filip Springer: Źle urodzone [Kopfgeburten]

(Thema: Die Architektur in der Zeit der Volksrepublik Polen)

Avantgarde also. Die dritte Etage des Kattowitzer Architektur- und Städtebaubüros „Miastoprojekt“, Abteilung Innenstadt. Schwarze Rollkrägen, Reißbretter, Wolken von Zigarettenrauch, große Pläne. In Schlesien ist diese Dritte Etage der architektonische Olymp. Für die Architekturprojekte von hier werden Altbauten in Schutt und Asche gelegt. Verfallene, dunkle, altmodische, großbürgerliche Altbauten – so denkt und spricht man zu dieser Zeit über sie. Die Architekten wollen frischen Wind in die Stadt bringen, Sonne und Grün hereinlassen. Modern soll es sein – Beton und Glas. So, dass der Bergmann nach Schichtende etwas hat, woran sich sein Auge freuen kann.
Es ist das Jahr 1955 – der Sozrealismus liegt im Sterben, so wie auch der Name der Stadt, den niemand hier benutzen will: Stalinogród. Le Corbusier baut in Nantes seine zweite Wohnmaschine, und Mieczysław Król ist Architekturstudent kurz vor dem Abschluss und sieht sich nach einer Arbeit um. Diese zeitliche Übereinstimmung ist so zufällig wie verhängnisvoll.
Irgendwann bekommt Mietek Król eine Arbeit zugewiesen und landet, zu seiner Freude, in der besagten Dritten Etage. Sofort werden ihm große Projekte auf den Tisch gelegt. Zum Beispiel Koszutka. So raffiniert hat Król diesen Stadtbezirk erdacht und gezeichnet, dass den Leuten fast die Augen aus dem Kopf gefallen sind, und jetzt sagen sie, er sei anmaßend. Entgegen aller bisherigen Normen hat er befunden, es sei höchste Zeit für neunstöckige Wohnblocks – und damit die Schallmauer durchbrochen, denn bis dahin ist in der Stadt nicht höher als fünf Stockwerke gebaut worden. Mehr erlauben die Vorschriften nicht; das ganze Gebiet ist durch Bergbauschäden gefährdet und niemand will eine Katastrophe riskieren. Die Entscheidungsträger aus Warschau können sich lange nicht einigen, sagen, seine Blocks seien nicht funktional, die quadratisch angelegten Wohnungen angeblich ungünstig geschnitten. Er fährt hin, redet, argumentiert und bekommt schließlich den Zuschlag. Ingenieur Król ist der Erste, der hier etwas baut, das die Fördertürme überragt.


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



31. Mai 2013

Wojciech Górecki: Abchasien [Abchazja]

(Thema: Die Geschichte und aktuelle Situation des von kaum einem anderen Land anerkannten Staates Abchasien)

Guten Tag“ heißt mschybsja, „danke“ – itabup. Das abchasische ABC.
ABC wie Abchasien. Das einzige Land, dessen Name wie das Alphabet beginnt – jedenfalls auf Polnisch und in einigen anderen Sprachen. (Auf Abchasisch heißt es Apsny – Land mit Seele). Lässt sich daraus etwas schließen?
Hier muss man anfangen, wenn man den Kaukasus von Grund auf kennenlernen will, riet Ossip Mandelstam. Hier beginnt jedes Wort mit „a“.
In sowjetischen Zeiten wurden oft neue abchasische Wörter gebildet, indem man ein „a“ vor Ausdrücke aus dem Russischen setzte. So entstand die abank, der akosmos, das atieliefon. Die Abchasier spotteten: Ein Bauer aus einem verschlafenen Kaff kommt nach Suchumi, sieht ein feines Restaurant. „Was ist denn das?“, fragt er sich. „A...“, dann fällt es ihm plötzlich wieder ein, „riestoran!“


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes




12. April 2013

Witold Szabłowski: Der Attentäter aus der Aprikosenstadt [Zabójca z miasta moreli]

(Thema: Die Türkei als Land zwischen Europa und Asien, zwischen Tradition und Moderne)

Wenn es dunkel wird und tausende Muezzins verkünden, Allah sei groß, dann verstummen die Gespräche und die Menschen verfallen in eine melancholische, metaphysische Stimmung. Oft nutze ich das aus und frage die Türken, die ich zufällig treffe: Wie lebt es sich mit dieser Meeresenge? Macht sich jemand Gedanken über die tägliche Reise zwischen den Kontinenten?
Sie zucken mit den Achseln, verstehen nicht, wonach ich frage. Meeresenge ist eben Meeresenge.
Nur den Dichter Tayfun wundert diese Frage ganz und gar nicht.
„Ich habe auch so eine Meeresenge in mir“, sagt er und wirft ein großes Stück Brezel in Richtung der Möwen, die die Fähre verfolgen. „Jeder Türke pendelt tausend Mal täglich zwischen Tradition und Moderne hin und her. Zwischen Hut und Schleier. Zwischen Moschee und Diskothek. Zwischen der EU und der Abneigung gegen die EU.“


Übersetzung aus dem Polnischen von Joanna Manc



22. März 2013

Lidia Ostałowska: Wasserfarben [Farby wodne]

(Thema: Der bis heute andauernde Konflikt um Roma-Potraits, die die tschechische Jüdin Dina Gottliebova im Auftrag Mengeles in Auschwitz malte)

In der Sauna neben Mengeles Untersuchungszimmer war ein kleiner Raum.
Dina: „Ich würde ihn Atelier nennen. Mengele gab mir Wasserfarben, Pinsel und einen Block. Aber ich hatte noch nie Aquarelle gemalt; in der Schule hatten wir nur Öl- und Temperafarben. Eine Staffelei gab es nicht, dafür bekam ich zwei Stühle. Auf einem saß ich, auf den zweiten stellte ich die Palette. Und dann fing ich an. Zuerst damit, mir ein Modell zu suchen, denn der Doktor hatte keines bestimmt, sondern nur gesagt: 'Geh und such dir jemanden aus.'“ Dina ging vor die Baracke.
„Ich nahm die erste Person, die ich sah. Eine junge Frau mit einem kunstvoll geknoteten, sehr bunten Kopftuch.“
Die Arbeit nahm zwei, drei Tage in Anspruch. Linkes Halbprofil, darunter die Aufschrift: Zigeuner-Mischling aus Deutschland.


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes



22. Februar 2013

Wojciech Jagielski: Brennendes Gras [Wypalanie traw]

(Thema: Südafrika nach der Apartheid)

Abwesend und in Gedanken versunken betrachtete Dan van Zyl die wandernden Schatten im Tal. Er rührte sich nicht einmal, als im Wohnzimmer das Telefon klingelte. Das Klingeln hörte auf, setzte aber nach einer Weile noch lauter und drängender wieder ein.
Er hörte die Stimme seiner Frau. Am Apparat war Eugene Terre'Blanches Ehefrau Martha. Sie wohnte nicht auf der Farm, sondern im Städtchen. Auf dem weitab gelegenen Landgut fühlte sie sich nicht sicher. In den letzten Jahren war es auf den rund um die Kleinstadt gelegenen Farmen immer häufiger zu Überfällen und Morden gekommen, und viele Farmer hatten für ihre Familien Häuser in Ventersdorp gekauft. Auf ihre Farmen fuhren sie wie ins Büro und kehrten für die Nacht in die Stadt zurück.
Die Sonne ging langsam unter und Dan wollte schon ins Haus gehen, als sich von Terre'Blanches Hof den Hügel herab ein schwarzes Pferd näherte. Es durchquerte die Wiese am Abhang, wobei es eine Spur in dem hohen gelblichen Gras hinterließ, und galoppierte bis zum Zaun am Feldweg, dann machte es kehrt und jagte im selben Tempo in Richtung Haus zurück.
Van Zyl kannte dieses Pferd gut und wusste sofort, dass etwas Schlimmes geschehen war.


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Übersetzung aus dem Polnischen von Lisa Palmes


Die Reihe wurde konzipiert in Zusammenarbeit mit:




Mit freundlicher Unterstützung von:




Medienpartner:





Bibliographie

SOEBEN ERSCHIENEN:

Olga Tokarczuk: Der liebevolle Erzähler

Der Band enthält Olga Tokarczuks Vorlesung zum Nobelpreis, den Anfang des Jahres auf Polnisch erschienenen Essay »Wie Übersetzer die Welt retten« und eine Chronologie der Ereignisse seit dem 10. Oktober 2019.
Kampa Verlag, Zürich, Januar 2020

Olga Tokarczuk: Die Jakobsbücher

Ein großer mitteleuropäischer Roman über das bewegte Leben des jüdischen Religionsführers Jakob Frank, den Begründer der messianischen Bewegung des Frankismus, geboren 1726 in Podolien, gestorben 1761 als "Polackenfürst" in Offenbach am Main.

Gemeinsame Übersetzung mit Lothar Quinkenstein
Kampa Verlag, Zürich, Oktober 2019

Filip Springer: Kupferberg. Der verschwundene Ort

Eine fesselnde Reportage über den ehemals deutschen Ort Kupferberg in Niederschlesien, heute polnisch Miedzianka - in früheren Zeiten eine lebendige Bergbaustadt, zwischenzeitlich "vom Erdboden verschluckt" und in letzter Zeit Schritt für Schritt wiederentdeckt.

Zsolnay-Verlag, Wien, September 2019



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8. Juni 2017
Krakau
Verleihung des Karl-Dedecius-Preises für literarische Übersetzungen
an Eliza Borg und Lisa Palmes
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Dominika Herbst (Hg.), Magdalena Marszałek (Hg.):
Testimoniale Strategien. Vom Dokumentarismus zwischen den Weltkriegen hin zu medialen Assemblagen der Gegenwart
.
Kulturverlag Kadmos, Berlin 2019

Mitübersetzung der Beiträge

Die Zeugenschaft gilt als ein vielschichtiges kulturelles Phänomen, das nicht nur eine unverzichtbare Grundlage jeglicher glaubwürdigen Kommunikation bildet, in religiösen, juridischen sowie wissenschaftlichen Kontexten eine wesentliche Rolle spielt, sondern auch posttraumatische Erinnerungskulturen fundiert. Der Band schließt an aktuelle Diskussionen der Zeugenschaft an, die das Zeugnis und den Zeugen in verschiedenen kulturellen Zusammenhängen denken sowie das ethisch-memoriale Paradigma des Bezeugens, das sich in den intellektuellen Auseinandersetzungen mit der Katastrophe der Shoah herausgebildet hat, für weitere historische sowie gegenwärtige gesellschaftliche und politische Kontexte öffnen. Das Augenmerk liegt auf der Zwischenkriegszeit sowie den beiden Weltkriegen als historische Schwellen, die nicht nur jeweils ein explosionsartiges Auftreten von Zeugenberichten zur Folge hatten, sondern auch das Verständnis der Zeugenschaft sowie ihrer Formen und Medien neu definierten. Ist die Zeugenschaft selbst ein uraltes Phänomen, so ist ein testimoniales Bewusstsein literarischer bzw. künstlerischer Praktiken vor allem eine Konsequenz der katastrophalen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Der Band befragt testimoniale Strategien der Literatur und Kunst vom Dokumentarismus der Zwischenkriegszeit (vor allem in der Reportage) hin zu Möglichkeiten des Bezeugens in den Mensch-Maschine-Konstellationen der Gegenwart. Zugleich präsentiert er polnische Literatur, Kunst und theoretische Reflexion der Zeugenschaft in komparatistischen Zusammenhängen. Dazu gehören sowohl eine Wiederentdeckung der frühen Abhandlung über die Zeugnisse des Großen Kriegs von Jean Norton Cru in der vergessenen deutschen Übersetzung von 1932 als auch eine deutsche Erstübersetzung eines Fragments über Zeugnis und Erfahrung der Philosophin Barbara Skarga.


Jacek Leociak: Text und Holocaust. Die Erfahrung des Ghettos in Zeugnissen und literarischen Entwürfen.
Peter Lang Verlag, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien 2018

Diese Publikation entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Literaturforschung IBL PAN in Warschau.

Der Autor analysiert Tagebücher, Erinnerungen, Memoiren, Chroniken, Berichte und Briefe, die während der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung im und um das Warschauer Ghetto entstanden. Er untersucht die Gattungsspezifik und den speziellen Status dieser Texte, die das in Worte zu fassen versuchen, was gemeinhin als unbeschreibbar gilt. Der Autor widerspricht der verbreiteten These von der Unausdrückbarkeit. Er betont die Notwendigkeit des Ausdrucks jener Erfahrung und die Notwendigkeit des Versuchs zu verstehen.


Ludwik Hirszfeld: Geschichte eines Lebens.
Autobiographie. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2018

Diese Publikation entstand in Zusammenarbeit mit und dank der Förderung durch das Zentrum für Historische Forschungen Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften und die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Eine der großen Autobiographien des 20. Jahrhunderts wird mit diesem Buch erstmals auf Deutsch vorgelegt:
Die Lebensbeschreibung des Mediziners Ludwik Hirzsfeld, der als Mitentdecker des Systems der Blutgruppen in die Geschichte eingegangen ist.
Ein weltberühmter Forscher, Experte für Hygiene und das menschliche Immunsystem – und Autor einer packend geschriebenen Autobiographie. In ihr spiegeln sich die Widersprüche des 20. Jahrhunderts: Als Jude geboren und zum Katholizismus übergetreten, verstand sich Hirszfeld als Humanist und als Pole. Er polarisierte durch kritische Kommentare zum Judentum. Dass er versuchte, das System der Blutgruppen des Menschen mit dem Konzept der Rasse in Beziehung zu setzen, ist unlängst Gegenstand einer öffentlichen deutsch-polnischen Kontroverse geworden. Er hatte in Deutschland studiert, war international vernetzt und musste erleben, wie die deutschen Besatzer sich seines Labors und seiner Forschungsergebnisse bemächtigten. Im Warschauer Ghetto schuf er sich unter schwierigsten Bedingungen Möglichkeiten, wissenschaftlich weiterzuarbeiten. Durch den tragischen Tod seiner Tochter in eine Krise gestürzt, fand er nach Kriegsende dennoch die Kraft, weiter zu arbeiten und baute das heute weltweit anerkannte Institut für Immunologie in Wrocław auf.


Joanna Bator: Dunkel, fast Nacht
Suhrkamp-Verlag, Berlin 2016

Eine Stadt ist in Aufruhr. Drei Kinder sind verschwunden. Die erfolglosen Ermittlungen schüren die Wut der Bürger, befeuern die Gerüchte. Verdächtigungen und Schuldzuweisungen greifen um sich. Im Radio und im Internet lodert die Sprache des Hasses.
Alicja Tabor hat diese Stadt früh verlassen. Nun kehrt sie als Journalistin zurück, um Nachforschungen über die rätselhaften Entführungen anzustellen. Sie quartiert sich im alten Haus ein, das seit dem Tod des Vaters leersteht; die Atmosphäre ist düster, die Stimmung im einst so geliebten Garten unheimlich. Ständig fühlt sie sich beobachtet, um sie herum ereignen sich unerklärliche Dinge.

Mit der ihr eigenen Subtilität schildert Joanna Bator, wie Stimmungen kippen können, wie latente Ängste und Traumata sich in jähe Ausbrüche von Wahnsinn verwandeln. Dunkel, fast Nacht ist ein Roman über die Brüchigkeit einer Gesellschaft, die ihre gemeinsame Sprache verloren hat.



Lidia Ostałowska: Wasserfarben.
Reportage. KLAK-Verlag, Berlin 2015

Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Buchinstitut Krakau im Rahmen des Übersetzerprogramms(C)POLEN gefördert.

Auschwitz-Birkenau, 1943:
Die tschechisch-jüdische Kunststudentin Dina Gottliebova porträtiert im Auftrag des Lagerarztes Josef Mengele die im „Zigeunerlager“ inhaftierten Roma. Sie rettet auf diese Weise sich selbst und ihrer Mutter das Leben.

Hollywood/ Oświęcim, 1960er Jahre:
Erst zwei Jahrzehnte später wird die inzwischen in den USA lebende, anerkannte Künstlerin als Urheberin der Aquarelle ausfindig gemacht und es beginnt ein Streit um das Eigentum an den Portraits: Gehören sie der Malerin? Dem Museum auf dem Gelände des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau? Oder den Angehörigen und Nachkommen der ermordeten Roma und Sinti?
Lidia Ostałowska rekonstruiert diese dramatische Geschichte in allen ihren Facetten.



Filip Springer: Kopfgeburten.
Architekturreportagen aus der Volksrepublik Polen. dom publishers, Berlin 2015

Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Buchinstitut Krakau im Rahmen des Übersetzerprogramms(C)POLEN gefördert.

Wenn der junge polnische Architekt Maciej Nowicki nicht bei einem Flugzeugabsturz umgekommen wäre, sähe Chandigarh heute ganz anders aus. So bekam Le Corbusier den Auftrag. Witold Lipiński baute schon in den frühen 1960er Jahren einen Vorläufer des Passivhauses – in Igluform. Der Antikommunist Marek Leykam erhielt trotz seiner politischen Haltung heikle Bauaufträge der polnischen Regierung. Diese und andere Architekten haben im Polen der Nachkriegszeit Spuren hinterlassen, die heute noch viele Fragen und auch Widersprüche aufwerfen.



Mariusz Czubaj: Wiegenlied für einen Mörder.
Kriminalroman. Band 2 der Serie mit Kommissar Rudolf Heinz. Prospero-Verlag, Münster, Berlin 2015.

In einem Heizungsschacht wird die Leiche eines Mannes gefunden; er ist das jüngste Opfer eines Serienkillers. »Dr. Tod«, wie ihn die Warschauer Polizei getauft hat, tötet Obdachlose mit einer Injektion ins Herz und verstümmelt seine Opfer anschließend grausam, indem er ihnen die Hände abschneidet. Profiler Rudolf Heinz wird von Kattowitz in die Hauptstadt gerufen, um bei den Ermittlungen zu helfen. Er stößt auf eine Verbindung zu dem rätselhaften Tod eines bekannten Warschauer Unternehmers. Die Spur führt in dessen Vergangenheit und tief in die Warschauer Unterwelt. Unterdessen nimmt »der Inquisitor« aus dem psychiatrischen Krankenhaus in Silesia Kontakt zu Heinz auf. Er hat mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen.

„Mariusz Czubajs neuer Roman ist alles andere als ein Wiegenlied. Das ist starker Kaffee, noch dazu mit einem Schuss Cognac." (Marcin Wroński).



Justyna Bargielska: Kleine Füchse.
Erzählung. KLAK-Verlag, Berlin 2014.

Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Buchinstitut Krakau im Rahmen des Übersetzerprogramms(C)POLEN gefördert.

„Der Tag wird kommen, an dem ich mich zu den Kirchenvätern setze und lese und mich durch nichts ablenken lasse, und dann finde ich auch raus, wer wie heißt – aber jetzt gucke ich erstmal nach, was meine Teilnehmer so über den Tod oder Untod in der U-Bahn geschrieben haben, und dazu fallen mir wieder die Fitnessfilme ein: Ohne Blut kein Tod. Also los!“



Witold Szabłowski: "Woiwodschaft Großbritannien" [Auszüge].
In: n-ost Themenheft EU-Osterweiterung. Berlin 2014.
www.n-ost.org


Textauszüge in "Ostpol. Das Osteuropamagazin":

• Anna Bikont: Wir aus Jedwabne.
• Małgorzata Rejmer: Bukarest. Blut und Staub.
• Paweł Smoleński: Der Araber schießt, den Juden freut's...
• Filip Springer: Schlecht geboren.
• Wojciech Górecki: Abchasien.
• Lidia Ostałowska: Wasserfarben.
März-Oktober 2013. www.ostpol.de


Interview mit Radosław Kobierski – Untertitelung.
Kulturkontakt Austria, Wien 2013.
Video ansehen


Karolina Wigura: Interview mit Henryka Bochniarz:
"Die Businesswelt ist ein Männertheater".

In: "wespennest. zeitschrift für brauchbare texte und bilder", Nr. 165, Oktober 2013.


Karolina Wigura: "Kelek, Sassen, Kubin, Pap: Diskriminiert, unerwünscht, unsichtbar?";
András L. Pap: "Mittel und Osteuropa. Abbildung von Minderheiten und Beispielen für Diskriminierung".
In: "Kultura Liberalna", August 2013.
www.kulturaliberalna.pl


Mariusz Czubaj: 21:37.
Kriminalroman. Band 1 der Serie mit Kommissar Rudolf Heinz. Prospero-Verlag, Münster 2013.

Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Deutschen Übersetzerfonds durch ein Arbeitsstipendium gefördert.

In der Nähe des Olympia-Zentrums in Warschau werden die Leichen zweier junger Männer gefunden. Die Opfer waren Schüler eines örtlichen Priesterseminars. Vor ihrem Tod wurden sie grausam gefoltert, der Mörder hat anschließend die Zahlen 21 und 37 auf die Platiktüten geschrieben, mit denen er sie erstickte. Beziehen sich die Ziffern auf den Todeszeitpunkt von Johannes Paul II.? In welchem Zusammenhang stehen die Morde zum Tod des Papstes?
Ein Sonderkommando wird ins Leben gerufen, das sich auf die Fährte des Killers setzen soll. Darunter ist auch Rudolf Heinz, ein erfahrener Profiler.
Zum Kreis der Verdächtigen gehören bald einflussreiche und angesehene Leute, ein Skandal großen Ausmaßes bahnt sich an.
»21:37« ist eine Geschichte über die Scheinheiligkeit innerhalb der polnischen katholischen Kirche, es ist der erste Krimi der Serie um den Profiler Rudolf Heinz.



Karolina Wigura: Interview mit Peter Sloterdijk:
"Die europäische Union ist ein Club der gedemütigten Imperien".

In: "Kultura Liberalna", Januar 2013.
www.kulturaliberalna.pl


Irena Grudzińska-Gross: Czesław Miłosz und Joseph Brodsky. Die Freundschaft zweier Dichter.
Übersetzung aus dem Polnischen und Englischen.
Peter Lang, Frankfurt/Main, Warschau 2012.

Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Buchinstitut Krakau im Rahmen des ÜBERSETZUNGSPROGRAMMS (C) POLAND gefördert.

Dieses Portrait der Freundschaft zwischen zwei Ikonen der Dichtkunst des 20. Jahrhunderts, Czesław Miłosz und Joseph Brodsky, beleuchtet die Parallelen in den Leben der beiden Dichter und Literaturnobelpreisträger. Grudzińska-Gross greift auf Gedichte, Essays, Briefe, Interviews, Vorträge und eigene Erinnerungen als Vertraute der beiden Dichter zurück, die einen Teil ihres Lebens im amerikanischen Exil verbrachten. Das Doppelportrait der Dichter und die Erläuterung ihrer Einstellungen zu Religion, Geschichte, Erinnerung und Sprache werfen ein neues Licht auf die Umwälzungen des 20. Jahrhunderts. Zusätzlich schildert die Autorin Miłoszs und Brodskys Beziehungen zu anderen literarischen Schlüsselfiguren wie W. H. Auden, Susan Sontag, Seamus Heaney, Mark Strand, Robert Hass, Derek Walcott.


Vorabdruck eines Textauszuges in "Akzente" - Zeitschrift für Literatur.
Herausgegeben von Michael Krüger. Heft 5/2012.


Serhij Zhadan (Hrsg.): Totalniy Futbol - Eine polnisch-ukrainische Fußballreise.
Mitarbeit.
Edition Suhrkamp Sonderdruck, 2012.

Eine Sammlung von (Fußball-)Essays über die acht Austragungsorte der UEFA Euro 2012: Paweł Huelle: Danzig/Gdańsk, Marek Bieńczyk: Warschau/Warszawa, Natasza Goerke: Posen/Pozań, Piotr Siemion: Breslau/Wrocław, Natalka Snjadanko: Lemberg/Lwiw, Juri Andruchowitsch: Kiew, Oleksandr Uschkalow: Charkiw, Serhij Zhadan: Donezk.


Zum Spiegel-Artikel


Anna Wolff-Powęska, Piotr Forecki (Hrsg.): Der Holocaust in der polnischen Erinnerungskultur.
Essayband. Mitarbeit.
Peter Lang, Frankfurt/Main, Warschau 2012.


Bartłomiej Rychter: Die Bestie von Sanok.

Historischer Kriminalroman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012.

Die Übersetzung dieses Buches wurde durch ein Arbeitsstipendium der Stadt Wien gefördert.

Sanok, 1896. Unter einer Klostermauer wird der zerrissene Körper eines Ratsherren entdeckt. Die Leute erzählen von wilden Bestien, die nachts aus dem Wald kommen, um zu töten. Borys, ein junger Hauslehrer, und ein eilends herzugebetener österreichischer Professor glauben nicht an solche Gruselgeschichten, sondern suchen fieberhaft nach einem leibhaftigen Täter, denn das grausame Morden nimmt kein Ende…





Wojciech Jagielski: Wanderer der Nacht.
Eine Reportage über die Kindersoldaten in Uganda.
Transit-Verlag, Berlin 2010.

Die Übersetzung dieses Buches wurde vom Buchinstitut Krakau im Rahmen des ÜBERSETZUNGSPROGRAMMS (C) POLAND gefördert.

Wojciech Jagielski, einer der mutigsten Schüler Kapuścińskis, hat sich in den letzten Jahren immer wieder in den gefährlichsten Krisengebieten dieser Welt aufgehalten: Kaukasus, Afghanistan, Tschetschenien – und immer wieder Afrika. Seine Methode beim Beobachten und Schreiben ist so einfach wie schwierig: er lässt sich auf das Land, die unterschiedlichen Sichtweisen, auf die Konflikte innerhalb der Gesellschaft ohne Vorurteile ein; er porträtiert Menschen, die in die Spirale des Hasses und der Rache geraten und kaum eine Chance haben, da wieder herauszukommen. In seinem neuesten Buch schreibt Jagielski über Uganda, über Truppenführer, die Dörfer überfallen und Kinder rauben, über Eltern, die mit aller Kraft und Phantasie versuchen, ihre Kinder vor diesem Schicksal zu bewahren. Er schreibt aber auch über die politischen Hintergründe, die gesellschaftliche »Normalität« und fragt, wieso aus ehemaligen »Befreiern« immer wieder habgierige und brutale Despoten werden, wie Menschen in einem dreißigjährigen Bürgerkrieg überleben, und trotz allem die Hoffnung auf eine Zukunft nicht aufgeben. Er erweitert seine Reportage durch fiktive, erzählerische Elemente und erreicht damit eine eigene schriftstellerische Qualität. Besonders eindrucksvoll sind seine genauen und stilistisch sensiblen Porträts von Menschen, die Soldaten oder Partisanen waren, fliehen konnten und jetzt mit diesem Trauma leben müssen; von Kindern, die sich vor dem Militär oder den Guerilleros verstecken, nachts aus den Dörfern in die Städte ziehen (wo sie sicherer sind) um dann, am Morgen, wieder zurückzuschleichen – eben die »Wanderer der Nacht«.



ArtZine paradox.pl: Texte über das moderne polnische Theater.
Hamburg 2009.

Ein Projekt der Robert Bosch-Stiftung in Kooperation mit dem Theater Kampnagel Hamburg.

 
Wielki Słownik Polsko-Niemiecki [Großwörterbuch Polnisch-Deutsch].
Mitarbeit; Übersetzung von Einträgen.
Pons/LektorKlett, Poznań, Stuttgart 2008.



Leseproben



Impressum

Lisa Palmes
Polonistin und Germanistin
Übersetzerin polnischer Literatur

Polonistka. Tłumaczka polskiej literatury


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8. Dauer, für die die personenbezogenen Daten gespeichert werden

Das Kriterium für die Dauer der Speicherung von personenbezogenen Daten ist die jeweilige gesetzliche Aufbewahrungsfrist. Nach Ablauf der Frist werden die entsprechenden Daten routinemäßig gelöscht, sofern sie nicht mehr zur Vertragserfüllung oder Vertragsanbahnung erforderlich sind.

9. Gesetzliche oder vertragliche Vorschriften zur Bereitstellung der personenbezogenen Daten; Erforderlichkeit für den Vertragsabschluss; Verpflichtung der betroffenen Person, die personenbezogenen Daten bereitzustellen; mögliche Folgen der Nichtbereitstellung

Ich kläre Sie darüber auf, dass die Bereitstellung personenbezogener Daten zum Teil gesetzlich vorgeschrieben ist (z.B. Steuervorschriften) oder sich auch aus vertraglichen Regelungen (z.B. Angaben zum Vertragspartner) ergeben kann. Mitunter kann es zu einem Vertragsschluss erforderlich sein, dass eine betroffene Person mir personenbezogene Daten zur Verfügung stellt, die in der Folge durch mich verarbeitet werden müssen. Die betroffene Person ist beispielsweise verpflichtet, mir personenbezogene Daten bereitzustellen, wenn mein Unternehmen mit ihr einen Vertrag abschließt. Eine Nichtbereitstellung der personenbezogenen Daten hätte zur Folge, dass der Vertrag mit dem Betroffenen nicht geschlossen werden kann. Vor einer Bereitstellung personenbezogener Daten durch den Betroffenen muss sich der Betroffene an mich wenden. Ich kläre den Betroffenen einzelfallbezogen darüber auf, ob die Bereitstellung der personenbezogenen Daten gesetzlich oder vertraglich vorgeschrieben oder für den Vertragsabschluss erforderlich ist, ob eine Verpflichtung besteht, die personenbezogenen Daten bereitzustellen, und welche Folgen die Nichtbereitstellung der personenbezogenen Daten hätte.

10. Bestehen einer automatisierten Entscheidungsfindung

Als verantwortungsbewusstes Unternehmen verzichte wir auf eine automatische Entscheidungsfindung oder ein Profiling.

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